Im Juli haben wir eine erste Prognose für den Jahrgang 2014 abgegeben. Damals waren wir erfreut über den trockenen und warmen Frühling, der die Blüte begünstigte und somit hohe Erträge sicherte. Zugleich machten uns die Hagelstürme, Regenfälle und kühlen Temperaturen Sorgen, so dass wir um das Erreichen der optimalen Reife zum Erntezeitpunkt zitterten. Ende August jedoch wendete sich das Blatt! Den ganzen September lang, wurden die französischen Weinregionen mit viel Sonne und warmen Temperaturen beglückt. Von der Champagne, über Bordeaux bis in die Provence profitierten alle
Weinbaugebiete von einem sogenannten „indianischen Sommer“, dank welchem die Trauben in ihrem Reifeprozess aufholen und ausreichend Zucker, Aromen sowie eine ausgeprägte Säurestruktur entwickeln konnten.
Schauen wir im Einzelnen auf die Weinlese in den großen Weinregionen Frankreichs.
Bordeaux
Im Großen und Ganzen hat sich das Weinjahr 2014 in Bordeaux sehr zum Positiven entwickelt und wird von Experten mit den Jahrgängen 2001 und 2006 verglichen. Der Starönologe Denis Dubourdieu sagt voraus, dass 2014 ein seltener und interessanter Jahrgang werden wird.
Anfang September begann die Lese in Entre-deux-Mers mit den weißen Rebsorten für die Crémant-Herstellung, die zu diesem Zeitpunkt eine wunderbare Säure und Alkoholgehalte um die 10% aufwiesen. Insgesamt werden Bordeaux-Weißweine 2014 wunderbar frisch und aromatisch, wobei das Gleichgewicht zwischen Säure und Zucker sehr ausgewogen ist.
Christian Seely, Direktor von Château Pichon Baron über die Ernte:
Wenn es um die roten Rebsorten geht, hat der wunderbar warme und sonnige September den Ruf des Jahrganges 2014 buchstäblich gerettet. Ende September begann die Lese in Pomerol und den anderen, von Merlot dominierten Appellationen. Château La Conseillante zum Beispiel ist äußerst zufrieden und kündigt Weine reich an Farbstoffen und mit reifen Tanninen an. Auch in Saint Emilion freut sich z.B. Château Figeac über eine schöne Ausgewogenheit zwischen Tanninen, Säure und Alkohol. 2014 kam dem Reifeprozess des Cabernet Sauvignon, der als spätreifende Rebsorte gilt, sehr zu Gute, so dass der Jahrgang schon jetzt Cabernet Sauvignon Jahr genannt wird. Auch im Médoc zeigen sich die Châteaux mehr als zufrieden und freuen sich, dass die Cabernet Sauvignons die optimale Reife erzielt haben. Château Palmer, wo man seit 2008 mit dem biodynamischen Weinbau experimentiert, kann dieses Jahr seinen ersten biologisch zertifierten Jahrgang herausbringen. Mit reifen Tanninen, hohen Alkoholgraden und einer sehr schönen Säurestruktur gilt dieser Jahrgang schon jetzt als sehr gut.
Champagne und Burgund
In der Champagne sah es mit dem Wetterverlauf ganz ähnlich aus, wobei der Chardonnay weniger unter den starken Regenfällen im Juli gelitten hat als der Pinot Noir. Die Champagner Häuser sind vor allem erfreut über ein Ertragsplus von 17% gegenüber einem durchschnittlichen Jahr.
Im Burgund heißt es, dass die Qualität des Jahrganges im September entschieden wird. Nachdem das Weinjahr den Winzern einige Schwierigkeiten bereitete, sind sie nun umso erfreuter, dass die weißen Burgunder hervorragend sind und die Pinot Noirs nach einer gründlichen Selektion ebenfalls gute Qualitäten präsentieren. Schon jetzt wird gemunkelt , dass 2014 für die Weißweine als großer Burgunder-Jahrgang in die Geschichte eingeht.
Im Rhônetal ist man froh über die Erträge und die Qualität der Trauben. Dank des Mistral wurde der Reifeprozess im September nochmals beschleunigt und die Nässeperioden aufgeholt. „Inter-Rhône“ bestätigt, dass 2014 Potential hat, ein hervorragender Jahrgang zu werden. Nach 5 schwierigen Jahren, liegen die Ertragsmengen auch hier erstmals wieder über dem Durchschnitt. Den nördlichen Appellationen erging es dabei noch besser als den südlichen Weinregionen des Rhônetals, wo die Grenache, viel Sonne und Wärme zur Reifung braucht.