Je älter die Reben, desto besser der Wein?
Alte Reben, Château Haut Bailly

Je älter die Reben, desto besser der Wein?

Die Weinrebe braucht ungefähr 3 – 5 Jahre bis sie Trauben entwickelt, die für die Weinherstellung verwendet werden können. Wie ein Mensch ist die Weinrebe in ihrer Kindheit bis ins 8. Lebensjahr vorrangig damit beschäftigt zu wachsen, ihre Wurzeln im Boden auszustrecken und den Stamm auszubilden.

Châteauneuf du Pape

Châteauneuf du Pape

Die Weine junger Reben zeigen noch nicht die gleiche Komplexität, sind allerdings leichter zugänglich, frisch und voller Charme. In ihrer Jugend – bis zum 15. Lebensjahr wächst die Rebe wild in alle Richtungen. Hier liegt es am Winzer, den Rebstock so zu erziehen und zu verschneiden, dass die Trauben von Qualität sind. Je älter der Rebstock, desto tiefer reichen seine Wurzeln. Nähr- und Mineralstoffe werden damit vermehrt aufgenommen.

Die Trauben sind somit reicher an Aromen und ausgeglichener im Zucker-Säureverhältnis. Verstärkt wirkt der Fakt, dass sich die Produktivität der Rebe ab dem 20. Lebensjahr verlangsamt und auch der Ertrag sinkt. Und genau hierin liegt das Geheimnis: je weniger Trauben am Rebstock, desto höher deren Qualität.

Saint Mont

Saint Mont

Weinreben können zwar bis zu ca. 300 Jahre alt werden (wobei es natürlich auch ältere Exemplare gibt), wenn sie nicht von Krankheiten heimgesucht wurden. Ab einem Alter von 50 Jahren sind sie allerdings nicht mehr wirklich rentabel.

Aufgrund der Reblauskrise, die um die Jahrhundertwende – 19./20. Jahrhundert – die Rebstöcke Europas zerstört hat, gibt es in unseren Gefilden eigentlich kaum Rebstöcke, die über 100 Jahre alt sind. Nur in ganz wenigen Regionen wie z.B. in Saint Mont in den Pyrenäen oder in Slowenien waren manche Rebstöcke resistent und sind bis heute erhalten geblieben. Châteauneuf du Pâpe gehört zu denen Appellationen mit einer großen Menge an Rebstöcken im Alter von 60 Jahren oder mehr.

Qualitätsweingüter produzieren mit Weinreben eines Alters zwischen 5 und 30 Jahren. Um einen großen Wein (d.h. ausreichend komplex) produzieren zu können, sollten die Weinreben mindestens 10 Jahre alt sein.

Haut Bailly

Haut Bailly

Große Namen verdanken ihre Weinqualität unteranderem dem Besitz alter Rebstöcke im Alter von 50 Jahren und mehr. In Bordeaux findet man alte Rebstöcke vereinzelt in Saint Emilion. Château Haut Bailly in Pessac Léognan hegt und pflegt mit Stolz alte Cabernet Sauvignons und Cabernet Francs gemeinsam mit Carmenère Rebstöcken, die teilweise älter als 100 Jahre sind.

Auch in der Neuen Welt ist man von der Qualitätssteigerung im höheren Rebenalter überzeugt. Eben Sadie schwört auf seine Old Vines und auch das australische Barossa Valley ist bekannt für sehr alte Syrah (Shiraz) – Rebstöcke, die Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt wurden.

ClarendonHills

ClarendonHills

Wenn auf dem Etikett nun explizit auf die alten Reben oder frz. Vieilles Vignes hingewiesen wird, handelt es sich oft um Wein, der von min. 40 Jahre alten Rebstöcken stammt. Gesetzlich geregelt ist dieser Ausdruck jedoch nicht, weshalb es sich oft um eine Auslegung des Winzers handelt.

In Bordeaux wird es von den Grands Crus so gehandhabt, dass die älteren Rebstöcke für den Grand Vin bestimmt sind. Aus den jüngeren Reben wird der Zweitwein hergestellt.

 

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Über Juliane Rentzsch
Nach meinem Wirtschaftsstudium in Österreich und Frankreich bin ich vor 2 Jahren in die Weinwelt von Bordeaux eingetaucht und habe im Keller eines Grand Cru und im Weintourismus gearbeitet. Ein Master in Agrargeographie an der Universität 3 von Bordeaux hat mir die französischen Appellationen und Qualitätssiegel näher gebracht. Nun schreibe ich hier für Sie über Weinthemen aus Frankreich und aller Welt und freue mich auf Ihre Kommentare.

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