Der Begriff „Garagenwein“ wurde in den 90er Jahren von Winzern in Pomerol und Saint Emilion geprägt, die große Qualitäten in winzigen Mengen produzierten. Ihr Ziel war es die Weinwelt mit ausdrucksstarken Weinen von hoher Konzentration zu revolutionieren. Der Begriff ist schlicht und einfach aus dem Fakt entstanden, dass die Weingüter teilweise nicht mal einen Hektar bewirtschafteten.
Der Vorreiter der Bewegung – Le Pin, Pomerol
Zwar hat Jacques Thienpont, mit seinem weltbekannten Le Pin schon 1979 einen Wein geschaffen, der in diese Kategorie zählt. Er hat sich jedoch nie mit dem Begriff assoziiert. Als Besitzer des benachbarten Vieux Chateau Certan kaufte er die Rebflächen von Le Pin in den 80er Jahren und dehnte sie von 1 ha auf 2 ha aus.
Warum Le Pin als einer der besten Weine der Welt zählt, liegt am Terroir (Boden, Rebe und Mensch inbegriffen). Auf einem eisenhaltigen Kalksteingrund liegt sich eine lehmdurchsetzte Kieselschicht. Sehr ähnlich zu den Bodeneigenschaften von Château Pétrus. Die Familie gibt alles dafür, um jedes Jahr Exzellenz zu präsentieren. Merlot (92%) und Cabernet Franc werden von Hand gelesen. Die Erträge bleiben mit 30hl/ha extrem gering, so dass nur die besten Mostqualitäten verwendet werden. Die malolaktische Gärung und der Ausbau finden in 100% neuen Fässern statt.
Der Anführer der Garagenweine – Château Valandraud, Saint Emilion
Geprägt wurde der Ausdruck in Frankreich vom Bad Boy und Star der Bordelaiser Weinwelt Jean Luc Thunevin. Seine Lebensgeschichte ist beeindruckend. In Algerien geboren, begann er seine Weinkarriere in den 80er Jahren mit dem Verkauf von Souvenir-Artikeln in Saint Emilion. Nachdem er auch Weine einführte und damit weitaus mehr Erfolg hatte, baute er die wohl beliebteste Weinbar in dem – von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannten – Ort auf. Mit dem Verdienst konnte er sich seinen Traum von einem eigenen Weingut verwirklichen. Gemeinsam mit seiner Frau Murielle kaufte er eine winzige Rebfläche von 0.6 ha im Herzen der Appellation von Saint Emilion und veröffentlichte 1991 den ersten Jahrgang Château Valandraud. Nur mit wenigen Mitteln wollte er das Bestmögliche schaffen, so wie seine Vorbilder Le Pin, Tertre Rôteboeuf und Haut Marbuzet.
Seine Frau kümmert sich bis heute um jeden einzelnen Rebstock, wobei sie den Rebschnitt individuell anpasst. Jean Luc Thunevin ist für die Vinifizierung verantwortlich und führte die aus dem Burgund stammenden Techniken (Pigeage und Bâtonnage) ein, um eine optimale Konzentration zu erhalten. Extrem niedrige Erträge und neue Eichenholzfässer waren selbstverständlich.
Thunevin verkaufte seinen Wein zum gleichen Preis wie die Grand Crus, hatte es zu Beginn aufgrund der hohen Produktionskosten trotzdem nicht ganz leicht. Ab 1994 begannen die Spekulationen und besonders in Amerika wuchs die Aufmerksamkeit für diesen „Garagenwein“. Von Parker erhielt der Wein Topnoten und so brachte Thunevin nach und nach die Weinwelt in Wallung.
Ihm folgten zahlreiche Winzer, zu denen auch La Mondotte (Graf von Neipperg) und Château Fombrauge (Bernard Magrez) zählen.
Heute berät Jean Luc Thunevin zahlreiche Châteaux am rechten Ufer wie z.B. Château Fleur Cardinale, Château La Dominique und Château Haut Mazeris.