Die Lebenszeit eines guten Bordeaux beträgt zwischen 10 und 30 Jahren, kann bei den größten Namen (Latour, Lafite, Mouton, Petrus, Le Pin, Cheval Blanc, etc.) aber auch weit darüber hinausgehen. Im Laufe der Zeit gewinnen diese Weine an Harmonie und Aromenkomplexität. Die Tannine werden weicher und die Struktur wird samtiger. Generell ist es empfehlenswert einen jungen Bordeaux min. 3 – 5 Jahre im Keller liegen zu lassen, damit er sich entfalten und harmonisieren kann. Bei ganz großen Namen kann die Trinkreife aber auch 10 – 15 Jahre auf sich warten lassen.
Die Schlüsselelemente
Das Lagerpotenzial hängt von der Konzentration von Phenolen (Tannine, Farbstoffe, Aromen) und dem Säuregehalt im Wein ab. Je höher der Extraktgehalt, desto langlebiger der Wein. Bei Rotwein ist der Gehalt und die Qualität von Tanninen entscheidend. Bei Weißweinen sind die Säuren ausschlaggebend. Daher ist die Jahrgangsqualität entscheidend.
Einige Rebsorten haben einen höheren Tanningehalt als andere. Anteile von Cabernet Sauvignon, Malbec oder Petit Verdot in der Assemblage sind ein Hinweis auf ein hohes Lagerpotenzial. Diese Rebsorten geben der Assemblage die nötige Tannin- und Säurestruktur, die das Gerüst für die Aromen im Wein bildet. Je stärker dieses „Gerüst“ ist, desto länger bleibt es erhalten.
Natürlich bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel. Sie fragen sich sicher, weshalb die berühmten Weine von Pétrus, Le Pin oder andere große Pomerol über ein Lagerpotenzial von über 50 Jahren verfügen, wenn es sich doch um reinsortige Merlots handelt.
Diese Weine beweisen, dass nicht nur die Wahl der Rebsorten eine Rolle für die Langlebigkeit eines Weines spielt. Sie gehören zur Weltspitze und verdanken ihr Renommée dem außergewöhnlichen Terroir und dem extrem hohen Qualitätsanspruch des Weingutes. Zum Beispiel ist die strenge Ertragseinschränkung eine Maßnahme, um einen höheren Extraktgehalt zu erreichen.
Generell gilt für die roten Bordeaux-Weine: in großen Jahrgängen haben die großen und die kleinen Namen ein gutes Lagerpotenzial. In weniger guten Jahrgängen können nur die großen Châteaux dank ihres Könnens, ihrer Mittel und ihres exzellenten Terroirs Weine mit hohem Lagerpotenzial hervorbringen.
Weitere Elemente für die Langlebigkeit von Weinen
Neben der Traube, spielt das Terroir von dem sie stammt, genauso wie das technische Können des Kellermeisters und seine Produktionsmittel (Eichenholz) eine Rolle für die Qualität eines Weines und damit seine Langlebigkeit.
Der Anteil an neuem Eichenholz, das beim Barrique-Ausbau verwendet wird und die Dauer des Barrique-Ausbaus spielen eine Rolle, da auch die Tannine vom Eichenholz strukturgebend wirken.
Es wäre jedoch ein Fehler zu denken, dass ein hoher Tannin-Gehalt das Erfolgsrezept für ein hohes Lagerpotenzial ist. Wenn ein Wein schon in seiner Jugend unausgeglichen und tanninlastig wirkt, dann gewinnt er auch im Laufe der Jahre nicht an Gleichgewicht und Finesse. Die Ausgewogenheit zwischen den Komponenten muss natürlich vorhanden sein und wird bei einer guten Jahrgangsqualität mitgegeben.
Die Bordeaux-Appellationen mit den langlebigsten Weinen
Wenn Sie – die Spitzenklasse außen vor gelassen (!) – langlebige Bordeauxweine suchen, empfehlen sich als erster Richtwert die Appellationen mit einem hohen Cabernet Sauvignon Anteil. In Saint Estèphe, Pauillac und Saint Julien wird die Rebsorte am meisten angebaut. Auch in Margaux, Moulis und Pessac Léognan kommt sie häufig vor. Je nach bodenspezifischen Eigenschaften, variieren die Anteile von Château zu Château.
Die Weißweine wurden bis jetzt ignoriert. Hier ist es die Säure, durch welche die Langlebigkeit bestimmt wird. Die Bordeaux-Süßweine aus Sauternes zählen zu den langlebigsten Weinen der Welt. Mit Erträgen von 7hl / ha kann man sich leicht ausrechnen, dass der Extraktgehalt dieser exklusiven Weine äußerst hoch ist.
Weine, die für ihre außergewöhnliche Langlebigkeit bekannt sind
Saint Estèphe:
Calon Ségur, Cos d’Estournel, Montrose
Pauillac:
Batailley, Grand Puy Lacoste, Lafite, Latour, Lynch Bages, Mouton, Pichon Baron, Pontet Canet
St Julien:
Ducru Beaucaillou, Gruaud Larose, Lagrange, Léoville Barton, Léoville-Las Cases, Léoville Poyferré
Margaux:
Saint Estèphe:
Haut Brion, Haut Bailly, La Mission Haut Brion, Pape Clément, Smith Haut Lafitte
Sauternes: