Das Thema Verkostung ist eine neue Rubrik in unserer Serie Millesima Tips, diesmal zum Thema Weinglas. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Gläserarten für Wein und Champagner, jedoch kann man nur ihre Vorzüge nutzen, wenn man diese auch richtig einsetzt und weiß, welcher Wein mit welchen Glas kombiniert werden soll, um diesen von seiner besten Seite zu zeigen.
Wie wichtig ist nun die Wahl des passenden Weinglas?
Um das komplette Potenzial einer Flasche Wein zu entfalten und die guten Attribute eines Weines zu stärken werden heutzutage eine Vielzahl von verschiedenen Gläsertypen angeboten, jedoch lässt sich in den vergangen Jahren ein Trend zu „mehr ist weniger“ erkennen. So sollte das Volumen in einem vernünftigen Verhältnis zu der Intensität und Komplexität des Weines stehen und dadurch in den besten Facetten zeigen. Weiter soll das Glas maximal zu einem Drittel gefüllt sein, um den Wein optimal mit Sauerstoff zu versorgen und sodass das Weinglas noch vernünftig geschwenkt werden kann ohne den edlen Tropfen zu verschütten
Edler Wein braucht edles Glas!

Holzform für mundgeblasene Gläser © Zalto
Ein schlechter Wein wird in dem richtigen Glas wohl nicht besser, ein guter Wein kann jedoch mit der richtigen Glaswahl noch besser zur Geltung kommen. Den Zusammenhang zwischen Rebsorte und Glas hat der Österreicher Claus Riedel im Jahr 1973 als erster erkannt und eine Glasserie namens „Sommelier“ auf den Markt gebracht. Dieser Schritt gilt heute noch als Meilenstein in der Entwicklung von spezifischen Weingläsern. Man konnte erstmals feststellen, dass die Form des Glases wesentlichen Einfluss auf den Wein und sein Geschmacksbild hat. Nach diesem Prinzip (form follows function) werden bis heute Weingläser hergestellt. Man hat im Laufe der Zeit außerdem erkannt, dass nicht die nur Rebsorte über das Glas entscheidet, sondern viel mehr Einflussfaktoren ausschlaggebend sind, wie Herkunft, Ausbau, Weinstilistik und Reife.
Wichtig ist auch die Qualität des Glases, heute sind Weingläser sehr dünnwandig, da diese den Geschmack besser auf der Zunge verteilen. Daher gilt ein mundgeblasenes Glas trotz aller technischer Fortschritte als hochwertiger und trotz der Feinheit des Glases auch robuster als die maschinengefertigten Pendants, wobei diese in den letzten Jahren sich sehr weiterentwickelt haben und heute in sehr hoher Qualität produziert werden.
Hier ein paar Tipps welche Gläser zu welchen Wein passen:
Champagner und Schaumwein

Champagnertulpe © Louis Roederer
Das Glas ist etwa in der Mitte am breitesten und sollte bis zu dieser Höhe gefüllt werden. Dieses Glas in der sogenannten Tulpenform eignet sich ideal für Champagner und länger auf der Hefe gelagerte Schaumweine mit feiner Perlage, da diese Form etwas mehr Sauerstoffkontakt ermöglicht und somit die fein hefigen Aromen dieser Schaumweine perfekt zur Geltung bringt.
Weiß- und Roséweine

Weißweinglas © Zalto
Für den Großteil der Weißweine empfiehlt sich das klassische Weißweinglas. Es bietet den Weinen genug Luft zu atmen, jedoch ist es trotzdem relativ schlank wodurch sich der Wein nicht allzu schnell erwärmt. Diese Art von Glas ist besonders geeignet für trockenen Riesling, Sancerre, Weißweine aus dem Bordeaux, sowie Beaujolais, einfache Chianti oder auch Rosé- und Süßweine. Dieses Glas unterstützt somit perfekt die Frische der Weine und konzentriert vor allem die Primäraromen im Glas.
Bordeauxglas

Bordeauxglas © Zalto
Das Bordeauxglas wurde speziell entwickelt um die Attribute klassischer Bordeaux perfekt zu zeigen, also das Tannin in den Wein einzugliedern und somit dem Wein perfekte Harmonie zu verleihen. Das Glas ist gekennzeichnet durch seinen hohen Kelch. Es ist etwas breiter als das Weißweinglas und bietet sich daher sehr gut für viele Weintypen an. Diese Art von Glas ist daher besonders geeignet für Rotweine aus dem Bordeaux, Rot- und Weißweine aus der Rhône, Weine aus der Toskana, sowie australische Shiraz und kalifornische Cabernets.
Burgunderglas

Burgunderglas © Zalto
Burgunder haben eine Sonderstellung in der Weinwelt und verlangen daher auch nach einem eigenen Glas. Das Burgunderglas zeichnet sich durch seinen extrem breiten Kelch aus und ist etwas weniger hoch als das Bordeauxglas. Der Wein bekommt somit sehr viel Luft, was vor allem sehr konzentrierten Weinen mit leicht reduktiven Ausbau zu Gute kommt. Dieses Glas ist daher ideal für: komplexe Burgunder (weiß und rot), Nebbiolo, Barbera oder gereifte Weine von der nördlichen Rhône.
Universalglas

Universalglas © Gabriel Glas
Wer dem Gläserdschungel entfliehen und sich keine Gedanken über das richtige Weinglas machen will, für den gibt es das sogenannte Universalglas. Dies ist vielleicht nicht das der optimale Begleiter für jeden Wein, es deckt jedoch ein breites Spektrum von Weintypen ab und eignet sich ausgezeichnet für Bordeauxweine, kräftige Weißweine oder heiße Rebsorten wie Syrah, Grenache oder Viognier. Einer der bekanntesten Weinjournalisten der Welt ist großer Liebhaber dieser Gläser und schätzt ihre Vielseitigkeit, darum hat René Gabriel vor einigen Jahren sein eigenes Glas entworfen, eines der revolutionärsten und vielseitigsten Weingläser.